Ortsgeschichte

Auf den Spuren einer oberbergischen Ortsgeschichte
(von Lisa Strupp)

Postkarte um 1900

1. Allgemeines über Jennecken 
Dieses Kapitel beschreibt die topografische Lage und die Verkehrslage des Ortes. 

1.1 Topografische Lage
Jennecken ist ein kleines Dorf in rund 300 m Meereshöhe im Oberbergischen Kreis, das ca. 3 Kilometer von dem nächst größeren Ort, Drabenderhöhe, entfernt liegt.
Der jährliche Niederschlag kann schon mal über 1200 mm steigen und auch nasskalte Winter sind keine Seltenheit. Doch die klimatischen Verhältnisse für einen intensiven Acker- und Gartenbau sind durchaus gegeben.

1.2 Verkehrslage
Jennecken liegt zwischen Drabenderhöhe und Bielstein an der Kreisstraße 34.d

2. Entstehung und Entwicklung
In diesem Kapitel geht es um die Entstehung Jenneckens und wie es sich weiterentwickelte.

2.1 Der Gang der Besiedlung (ca. 900-1100 n. Chr.)
Im Ablauf des 7.Jahrhunderts wanderten Landnehmer aus der übervölkerten Köln-Bonner Bucht aus und stießen in das waldreiche Gebiet von Birk, Seelscheid und Much vor. Diese Landnahme strebte um 800 n. Chr. an Much vorbei und die Menschen ließen sich in Hofsiedlungen in der Südumrandung von Drabenderhöhe nieder.

Zum ersten mal griff der Mensch im Zuge der Kolonisation in das Gefüge der Naturlandschaft ein: mit Rodehacke, Axt, Sichel und Sense wurde die Vegetationsdecke zurückgedrängt und somit Platz für neue Siedlungsflächen geschaffen.
In der großen Ausbauperiode, 900-1100 n. Chr., als die sonnenwarmen und nebelfreien Hoflagen schon sehr rar geworden waren, fanden die Söhne der Althofbesitzer in 300-350 m Höhenlage Platz für neue Rodungshöfe. Typisch für diesen Ausbau ist eben auch Jennecken, das zu dieser Zeit noch Gimmicke genannt wurde.

2.2 Die nächsten ca. 800 Jahre
Im neunten Jahrhundert begann die erste kirchliche Erschließung im Südteil des Oberbergischen. Die Kapelle und spätere Kirche auf der Dravender Höhe (Drabenderhöhe) lag auf der Kirchspielgrenze zwischen den Großpfarreien Much und Wiehl, doch Jennecken dürfte zum Kirchspiel Wiehl gehört haben. Im 12. Jahrhundert erhielten die Einwohner der umliegenden Dörfer von Drabenderhöhe die Erlaubnis von ihren Mutterkirchen in Wiehl und Much, dass sie sich den weiten Weg zu ihnen sparen konnten und stattdessen die Kirche in Drabenderhöhe besuchen durften.
Im 15. und 16. Jahrhundert lag Jennecken an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Der Nah- und Fernverkehr auf den Höhenwegen nahm zu und der Austausch von Gütern wurde reger, sodass die Höher Kirchsiedlung an Bedeutung gewann und sich Eisenfachleute, Händler und Fuhrleute in der Nähe der Kirche niederließen. Die Verkehrsfunktion wuchs so stark an, dass die homburgischen Landesherren diesem Verkehrsplatz starke Aufmerksamkeit schenkten.
Im Jahre 1604 wurden die ehemals Mucher Höfe Dahl, Immen, Hahn, Niederhof, Hillerscheid und Jennecken unter Graf Ludwig zu Wittgenstein-Homburg (1532-1605) mit dem Kapellenbezirk Drabenderhöhe vereinigt. Somit war die Grundlage für eine selbstständige Kirchengemeinde gelegt und der Weg war frei für den Aufbau einer Mutterkirche. Im Juni des Jahres 1605 wurden unter Anwesenheit des Landesherren die letzten katholischen Symbole aus der Kapellenkirche entfernt und das reformierte Bekenntnis eingeführt. Pastor Johannas Haas (1668-1706) machte im Jahre 1697 eine genaue Aufstellung der Einwohnerzahlen im vergrößerten Pfarrbezirk:

Haushaltungen Personen
Drabenderhöhe 9 49
Dahl 6 29
Immen 6 33
Hahn 2 7
Hillerscheid 5 16
Jennecken 15 71
Niederhof 11 44
Forst 11 64
Weiden 4 18
Hardt 2 10
Kleebornen 2 14
Bergerhof 3 17
Mühlen 4 17
80 389

Als Napoleon im Herbst 1813 entgültig geschlagen wurde, war die französische Herrschaft im Großherzogtum Berg beendet. Zunächst übertrug man Preußen 1814 die Verwaltung des Herzogtums und schließlich wurden 1825 die Herrschaften Gimborn-Neustadt und Homburg zum Kreis Gummersbach vereinigt. Am 25.12.1805 trat Bayern als Folge der Revolution und der Koalitionskriege die kleine Reichsherrschaft Homburg an Napoleon ab. Dieser übertrug es ca. 3 Monate später seinem Schwager, dem Prinzen Murat, welcher aber später die Krone Neapels annahm. Somit wurde das Herzogtum seinem 3-jährigen Neffen Napoleon Ludwig übertragen und bis zu seiner Volljährigkeit sollte Napoleon weiterhin die Regierungsgeschäfte führen. 

2.3 Die Zeit bis zum 1. Weltkrieg
Um 1700 waren in den 13 Siedlungen der Höher Gemeinden 80 Haushaltungen vorhanden, in denen insgesamt 389 Personen wohnten. Das Kirchdorf Drabenderhöhe wurde in der Einwohnerzahl von den Kleindörfern Jennecken und Forst stark übertroffen. Der Grund dafür war ein Großbrand in Drabenderhöhe am 2. Juni 1696, der 11 Häuser und die Kirche komplett zerstörte.
Im Jahre 1795, 6 Jahre nach der französischen Revolution, wurde auch das Kirchspiel Drabenderhöhe von den Kriegswirren hart getroffen. Ein französisches Korps unter der Führung von Brigadegeneral Ney überzog vom Rhein kommend das bergische Land und marschierte in jenen Tagen auch über die Jennecker Heide. Es raubte und zerstörte die Dörfer und Höfe, bis nur noch Not und Elend herrschte.

Es entwickelten sich Gemeinden. Jennecken wurde der Pfarrei  Drabenderhöhe angeschlossen. Zu dieser Zeit lebten ca. 84 Menschen dort und in den nächsten 26 Jahren stieg die Zahl der Einwohner von 109 auf 119 Menschen.
Sogar eine Mahlmühle gab es in Jennecken. Ein Auszug aus dem Mahlmühlenkataster von 1837 gibt den Besitzer mit dem Namen Wilhelm Kauert an.

2.4 Die beiden Weltkriege
Im ersten Weltkrieg blieb die Gemeinde Drabenderhöhe im Großen und Ganzen vom Krieg verschont, obwohl, wie überall, Mangel an Naturalien, Lebensmitteln, Kleidung etc. herrschte.

Doch im Jahre 1923 marschierten französische und belgische Truppen erneut im Oberbergischen ein, da Deutschland nach ihrer Meinung nicht den Pflichten nachkam, die ihnen im Versailler Vertrag auferlegt worden waren. Somit wurden auch die Ortschaften Forst und Drabenderhöhe, wo Schlagbäume standen, besetzt. Gleichzeitig galten Bielstein, Brächen, Dahl, Damte, Hahn, Helmerhausen, Hillerscheid, Hoemel, Hückhausen, Immen, Jennecken, Niederhof und Osberghausen zum besetzten Gebiet. Dies hatte zur Folge, dass Drabenderhöhe der Hauptumschlagplatz für Schmuggelgüter wurde, doch zu Gewalttaten o.ä. kam es nie. 1924 kam es zu einer Einigung zwischen Deutschland und Frankreich, so dass die belgischen und französischen Truppen im Herbst abgezogen wurden.
Im August 1939 sorgte zuerst die Meldung für Erleichterung, das sich Deutschland mit Russland auf einen Nichtangriffspakt geeinigt hatte. Doch damit war die Kriegsgefahr nicht gebannt, was man auch hier zulande bald merken sollte.
Die Großangriffe auf Köln und Wuppertal ließen sich akustisch und auch optisch verfolgen. Zu ersten Bombenabwürfen kam es in dieser Gegend 1943 in Brächen und Staffelbach, wobei es keine Verletzten gab.
In den folgenden 2 Jahren wurden die Tieffliegerangriffe auf Drabenderhöhe und Umgebung zusehends heftiger und auch Tote und Verletzte gab es immer mehr. Ein gefahrloses Dorfleben war nicht mehr möglich, denn zu oft musste man in Deckung vor den feindlichen Fliegern gehen. Am 21. März wurde der Kirchturm in Drabenderhöhe bei einem Angriff mit Phosphor- und Brandbomben ein zweites mal völlig zerstört.
Am 10. April waren die Amerikaner über Waldbröl nach Norden vorgestoßen und nahmen bald Drabenderhöhe und die umliegenden Ortschaften Dahl, Hillerscheid, Jennecken und Niederhof ein. Am 12. April kämpften die Amerikaner und die deutschen Truppen heftig in Drabenderhöhe miteinander, wobei es zu heftigen Verlusten auf beiden Seiten kam. Deshalb einigte man sich auf eine Kampfpause und man ergab sich schließlich den Amerikanern.
Bei der Einteilung der Besatzungszonen kam man hier unter britische Verwaltung und langsam kehrte wieder Normalität in das Leben der Menschen ein.

Postkarte aus den 70er Jahren

2.5 Jennecken heute
Heute leben hier ungefähr 160 Menschen in ca. 52 Häusern. Der Ort wächst stetig; allein in den letzten Jahren wurden hier 10 neue Häuser gebaut.
Weil es in Jennecken bisher keine Straßennamen gibt, hat die Stadt Wiehl beschlossen in der nächsten Zeit diese einzuführen.

(ist mittlerweile geschehen)

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